Druck- und Weiterverarbeitung
Der ProzessStandard Offsetdruck basiert auf der Normenreihe ISO 12647 und zahlreichen weiteren internationalen Normen.
Weiterverarbeitung
- Druckprozesssteuerung
Zentrale Normenreihe für die Steuerung von Druckprozessen (mit Ausnahme des Produktionsdigitaldrucks) ist die
ISO 12647
Drucktechnik – Prozesssteuerung bei der Herstellung von Rasterfarbauszügen, Prüf- und AuflagendruckenSie bildet das Rückgrat der Druckproduktion, da sie die Farbwiedergabe im Druck bezogen auf die jeweilige Druckbedingung standardisiert und beschreibt, wie sich Druckergebnisse durch Prüfdrucke zuverlässig simulieren lassen. Zurzeit liegen neun Teile vor:
- Teil 1: Parameter und Messmethoden
- Teil 2: Offsetdruckverfahren
- Teil 3: Coldset-Offsetdruck auf Zeitungspapier
- Teil 4: Illustrationstiefdruck
- Teil 5: Siebdruck
- Teil 6: Flexodruck
- Teil 7: Digitalprüfdruckprozesse
- Teil 8: Prüfdruckprozesse auf Produktions-Digitaldrucksystemen
- Teil 9: Offset-Blechdruck
Die Teile 1 bis 3 und 7 der Norm bilden den Kern des ProzessStandard Offsetdruck). Teil 2 wird derzeit überarbeitet. Der in Teil 4 beschriebene Tiefdruck-Standard findet seine Entsprechung im ProzessStandard Tiefdruck (PSR), zu dem der MedienStandard Druck und die ECI-Website weitere Informationen enthalten. Der 2021 erstmals publizierte Teil 9 regelt den vierfarbigen Offsetdruck auf Blechen mit Deckweiß-Vordruck bzw. -Beschichtung.
Der Produktionsdigitaldruck wird im Gegensatz zu den anderen Hauptdruckverfahren nicht durch ISO 12647 beschrieben. Deren Teil 8 regelt lediglich den Prüfdruck auf Produktionsdigitaldruck-Systemen, nicht aber den Auflagendruck. Für entsprechende Prüfdrucke, auch als Design-Proofs oder Validation-Prints bezeichnet, gelten weniger strenge Anforderungen als für die in der Medienvorstufe erzeugten Digitalprüfdrucke (geregelt in Teil 7).
Vorgaben für den Produktionsdigitaldruck finden sich in
ISO/TS 15311
Drucktechnik – Anforderungen an die Qualität von DruckproduktenHierbei handelt es sich nicht um eine Norm, sondern um eine Technische Spezifikation. Technische Spezifikationen sind zwar Ergebnis der Normungsarbeit, können aber nach einem verkürzten Erarbeitungs- und Abstimmungsprozess veröffentlicht werden und müssen weniger strengen formalen Anforderungen genügen. Oft wird diese Veröffentlichungsform gewählt, wenn sich wegen inhaltlicher Vorbehalte von Teilen des Normenausschusses kein Konsens für eine Norm herstellen lässt – so auch hier. Die Reihe besteht aus zwei Teilen:
Teil 1: Messmethoden und Reporting-Schema
Teil 2: Werbedruckanwendungen mit digitalen Drucktechnologien
Innerhalb des ISO/TC 130 „Drucktechnik“ war auch die hauptsächlich von der US-amerikanischen Delegation durchgesetzte
ISO/TS 10128
Drucktechnik – Methoden zur Anpassung der Farbwiedergabe eines Drucksystems an die Charakterisierungsdateiumstritten. Sie beschreibt in sehr allgemeiner Form drei alternative Methoden der „Prozesskalibrierung“, um auf verschiedenen Offsetdruckmaschinen eine konsistente Farbwiedergabe zu erzielen, wenn die Daten im Farbraum der gleichen Referenz-Druckbedingung vorliegen:
Tonwertkorrektur auf die Soll-Kennlinien
Tonwertkorrektur auf eine annähernd neutrale Wiedergabe der Grauachse
CMYK-zu-CMYK-DeviceLink-Transformation
Die Befürworter des Normungsvorhabens verfolgten damit vor allem das politische Ziel, die US-amerikanische G7-Methode zur Druckprozesssteuerung in ein ISO-Dokument einzubringen. Der praktische Nutzwert der Spezifikation ist gering.
- Druckweiterverarbeitung
Druckweiterverarbeitung
Die Norm ISO 16762 Drucktechnik – Druckweiterverarbeitung – Allgemeine Anforderungen an die Übergabe (von Zwischenprodukten), Behandlung und Lagerung beschreibt allgemeine Verfahren zur Sicherung der Qualität von Ausgangsmaterialien, Zwischen- und Endprodukten, unabhängig von der Art der Verarbeitung. Sie zielt vor allem auf einen störungsfreien Druckweiterverarbeitungsprozess ab.
Demgegenüber legt ISO 16763 Drucktechnik – Druckweiterverarbeitung – Anforderungen an gebundene Produkte Qualitätsanforderungen für die Ergebnisse der einzelnen Prozessschritte in der Druckweiterverarbeitung fest. Betrachtet werden dabei die Vorgänge bei allen Bindearten von Einzelblatt-Bindungen wie Wire-O bis zum fadengehefteten Buch.
Wenn möglich sollten statt der Norm folgende bvdm-Veröffentlichungen zur Bewertung der Druckweiterverarbeitungsqualität herangezogen werden:
Bücher und Mehrlagenbroschuren: Leitfaden für Auftraggeber industrieller Buchbindereien
Richtlinien zur Herstellungspraxis von Büchern und Broschuren
Technische Richtlinien: Falz- und Schneidtoleranzen von buchbinderischen Produkten
Technische Richtlinien: Toleranzen bei der industriellen Buchfertigung